Zum Inhalt springen

Palmöl

- Zwischen Profit und Planet -

AllgemeinesAnbau und ErnteWaldrodung – Produkte und KonsumAlternativenNachhaltigkeitSiegel

Wusstest du, …

… dass Palmöl in fast der Hälfte aller verpackten Produkte im Supermarkt enthalten ist?
… dass Deutschland mit jährlich rund 1,6 Mio. Tonnen einer der größten Palmöl-Importeure Europas ist?

Allgemeines

Palmöl ist das weltweit bedeutendste Pflanzenöl. Es wird aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen. Reines, frisches Palmöl riecht nach Veilchen und besitzt einen süßlichen Geschmack und eine klare helle Farbe. Je älter das Palmöl, desto intensiver der Geschmack und die Färbung. Die tropische Pflanze ist eng verwandt mit der Kokospalme. Ursprünglich beheimatet in West- und Zentralafrika, spiegelt sich ihr Herkunftsort auch im lateinischen Namen guineensis wider, der auf die Küste von Guinea verweist. Die Früchte wachsen auf bis zu 30m hohen Palmen in der Form von großen Büscheln, die rund 50kg schwer werden können.

Das pflanzliche Öl ist besonders ertragreich und zugleich billig. Die Eigenschaften nach der Weiterverarbeitung des Fruchtfleisches und der Kerne sind für fast alle Konsumbereiche (zum Beispiel Kosmetika, Lebensmittel und Treibstoff) von großer Bedeutung. Palmöl ist sehr hitzebeständig, lange haltbar, vielfältig einsetzbar und besitzt einen hohen Schmelzpunkt, wodurch es weltweit sehr beliebt ist und auch oft als „flüssiges Gold“ betitelt wird.

Bildquelle: Pixabay - 1464662

Anbau und Ernte

Da die Früchte der Ölpalme sehr schnell verderben, muss die Weiterverarbeitung innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte erfolgen. In der Saison 2022/23 wurden rund 79 Mio. Tonnen Palmöl produziert. Rund 85% davon stammen aus Indonesien (46,5 Mio. Tonnen) und Malaysia (20 Mio. Tonnen). Zum Vergleich: 2017 waren es rund 70 Mio. Tonnen. Diese Zahlen zeigen, dass die Anbauflächen enorme Ausmaße haben müssen. Besonders in Indonesien und Malaysia werden Ölpalmen auf riesigen Plantagen angebaut. Auf jedem Hektar stehen rund 145 bis 160 Stück. Diese Plantagen bedecken in Indonesien insgesamt 16 Mio. Hektar. Allein im Jahr 2022 wurden in diesem Land rund 208.000 Hektar Regenwald abgeholzt. Dies entspricht einem Anstieg von rund 19% seit 2019, was auch enorme Folgen für die Umwelt und Biodiversität mit sich bringt. Gleichen Effekt hat der Pestizideinsatz. Das hochgiftige Paraquat wird noch immer in Indonesien eingesetzt; Malaysia hat bereits ein Verbot ausgesprochen. Die Karte links zeigt (rot markiert) neben den zwei Spitzenproduzenten von Palmöl die weiteren drei Länder der Top-5: Thailand, Kolumbien und Nigeria (laut WWF). 

Ursprünglich stammt die Ölpalme aus Westafrika. Wirft man einen Blick auf die Karte der heutigen Anbaugebiete, so wird deutlich, dass sich alle entlang eines schmalen Gürtels am Äquator befinden. Hier ist das feuchttropische Klima für den Anbau von Ölpalmen gegeben. Zum einen benötigen die Palmen mindestens 100mm Niederschlag im Monat um zu gedeihen, zum anderen müssen ganzjährig Durchschnittstemperaturen von 2428°C erreicht werden, wobei keine längeren Trockenphasen auftreten dürfen.

Waldrodung

Der Anbau von Ölpalmen hat negative Effekte auf die Umwelt und Biodiversität. Besonders gravierend sind die negativen Folgen in Indonesien. Um Platz für die riesigen Plantagen zu schaffen, werden Regenwälder zerstört und die darunterliegenden Torfmoore trockengelegt. Letzteres hat besonders große Auswirkungen auf das Klima. Jeder Hektar setzt bei der Trockenlegung rund 3.750 bis 5.400 Tonnen Kohlendioxid frei. Auch im weiteren Verlauf des Anbaus von Ölpalmen werden pro Hektar an trockengelegten Torfböden rund 100 Tonnen pro Jahr freigesetzt. Ebenso produziert die Brandrodung der Wälder das Treibhausgas und zerstört zugleich wichtige Ökosysteme und Brutstätten von vielen Tierarten. Besonders die endemischen Sumatra-Tiger (nur noch rund 400 Stück in freier Wildbahn) oder der Borneo Orang-Utan sind in Indonesien aufgrund der Palmölindustrie vom Aussterben bedroht.

2015 kam es in Indonesien zu einer der schlimmsten ökologischen Katastrophen des 21. Jahrhunderts. Aufgrund der Rodung der Regenwälder und der Trockenlegung von Torfmooren kam es, und kommt es auch heute immer wieder, zu schweren Bränden. Damals lag Indonesien auf Platz 4 der größten Emittenten von klimaschädlichen Gasen. Auch im Jahre 2019 wütete ein Feuer von Januar bis September.

Bildquelle: Pixabay - 4273153

Produkte und Konsum

Primär wird Palmöl wohl mit der Schokoladencreme assoziiert, die man sich morgens auf das Brot streicht. Ein genauerer Blick auf unsere alltäglichen Konsumgüter zeigt jedoch, dass das vielseitig einsetzbare Pflanzenöl in einer Vielzahl weiterer Produkte vorkommt. Es taucht beispielsweise in Butterersatzprodukten, Backwaren, Fast Food, Seifen, Kosmetikartikeln, Waschmittel, Shampoo, Zahnpasta sowie Biokraftstoffen und sogar in Nutztierfuttermitteln auf. Deshalb landen häufig unwissentlich Produkte mit Palmöl im Einkaufswagen, was zwangsläufig zu einer Steigerung der Nachfrage führt. Doch dieser vermeintlich harmlose Genuss hat einen Preis. Die massive Nachfrage nach Palmöl trägt zur Zerstörung von Regenwäldern und biologischer Vielfalt bei, gefährdet Tierarten und wirkt sich auf lokale Gemeinschaften aus.

Heutzutage wird Palmöl aufgrund seiner vielfältigen und ansprechenden Eigenschaften als das am häufigsten verwendete Pflanzenöl weltweit betrachtet. Das liegt unter anderem daran, dass es einen hohen Ertrag pro Hektar im Vergleich zu anderen Pflanzenölen erzielt. Des Weiteren erfolgt die lokale Entlohnung für die anspruchsvolle Arbeit zu einem vergleichsweise niedrigen Lohnniveau, wodurch eine kostengünstigere Vermarktung des Öls ermöglicht wird. Palmöl ist geschmacksneutral, frei von schädlichen Transfettsäuren und aufgrund des hohen Schmelzpunktes bleibt es selbst bei hohen Temperaturen seiner festen Konsistenz treu. Die begünstigt den vielseitigen Einsatz in verschiedenen Bereichen. Zusätzlich wird den Produkten durch das enthaltene Palmöl eine lange Haltbarkeit zugeschrieben, da es einen beachtlichen Anteil an Vitamin E und Antioxidantien aufweist.

Alternativen

Es gibt einige Alternativen, die anstatt des Palmöls verwendet werden können. Hierzu zählt beispielweise Kokos-, Raps-, Sonnenblumen- und Olivenöl. Aber auch Sheabutter wird gerne genutzt, um die Verwendung von Palmöl zu minimieren. Um dem Problem entgegenzuwirken, ist es jedoch ratsam, den eigenen Konsum zu reduzieren und bewusster einzukaufen. Die Lösung der Palmöl-Herausforderung liegt nicht im Ersatz durch alternative Pflanzenöle, sondern verschiebt und intensiviert sie lediglich. Denn auch alternative Pflanzenöle nehmen Anbauflächen in Anspruch. Unabhängig davon, für welches Öl man sich entscheidet, besteht die Notwendigkeit, den Anbau auf eine umwelt- und sozialverträglichere Weise zu gestalten.

Nachhaltigkeit

Ein bewusster Einkauf kann einen Unterschied machen. Immer mehr Verbraucher:innen wählen Produkte, die Palmöl aus nachhaltiger Produktion verwenden, um ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Angesichts der Abholzung von Tropenwäldern, intensiver Treibhausgasemissionen, der Gefährdung und Vertreibung von Tierarten sowie der Nichtachtung von Landnutzungsrechten ist es von Bedeutung, sich intensiv mit diesem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Durch transparente Lieferketten kann die Herkunft und Produktion von Palmöl herausgefunden werden. Zusätzlich können Siegel auf eine zertifizierte Nachhaltigkeit hindeuten. Denn nachhaltiges Genießen durch bewussten Konsum liegt nicht nur in unserem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse unseres Planeten.

Siegel

Um nachhaltige Praktiken in der Palmölindustrie zu fördern und die Umweltauswirkungen sowie soziale Aspekte der Palmölproduktion zu minimieren, wurde das RSPO-Siegel gegründet. Es steht für „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ und ist als eines von wenigen Palmöl-Siegeln auf Produkten im Supermarkt zu finden. Die gemeinnützige Organisation wurde 2004 von den Gründungsmitgliedern World Wildlife Fund (WWF), Malaysian Palm Oil Association (MPOA), Unilever, AAK und Migros gegründet und besteht aus ehrenamtlichen Mitgliedern. Jedoch steht die Organisation auch stark in der Kritik und soll weder den Regenwald schützen noch die lokale Bevölkerung.

https://rspo.org/de/als-Organisation/unser-Markenzeichen/