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Baumwolle

Vielseitige Naturfaser mit großem ökologischem Fußabdruck

AllgemeinesAnbaugebieteAnbau und ErnteProdukteSiegelNachhaltigkeit

Allgemeines

Als Baumwolle bezeichnet man in erster Linie die feine, weiche Faser, die sich in der Samenkapsel der Baumwollpflanze um die Samen herum entwickelt. Botanisch gesehen gehört die Baumwolle (Gossypium) zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Es existieren vier domestizierte Baumwollarten, die für den industriellen Anbau eine Rolle spielen: Gossypium hirsutum, G. barbadense, G. herbaceum und G. arboreum.

Baumwollprodukte sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken – schließlich ist die Baumwollfaser die am häufigsten in Stoffen verwendete Faser und erwirtschaftet in der Textilindustrie jährlich über 600 Milliarden Dollar. In vielen Ländern des Globalen Südens zählt die Baumwolle zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Deshalb wird die bedeutende cash crop in einigen Staaten auch als „weißes Gold“ bezeichnet.

Anbaugebiete

Die Baumwollpflanze benötigt viel Sonne sowie zwischen 600 und 1200mm Niederschlag, weshalb sie hauptsächlich in tropischen und subtropischen Regionen kultiviert wird. Die mehr als 100 baumwollproduzierenden Länder weltweit ernten pro Jahr insgesamt rund 25 Millionen Tonnen Baumwolle im Wert von etwa 12 Milliarden Dollar. Fast zwei Drittel davon stammen aus Asien und etwa ein Viertel vom amerikanischen Doppelkontinent.

Die Karte zeigt Staaten mit einer Baumwollproduktion von mehr als 100.000 Tonnen im Jahr 2022 (World Population Review).

Zu den Top 10 der Baumwollproduzenten gehörten zwischen 2019 und 2022 laut Welternährungsorganisation (FAO) Indien, China, die USA, Brasilien, Pakistan, Usbekistan, die Türkei, Griechenland, Australien und Argentinien.

Auch in zahlreichen afrikanischen Ländern wie Mali, Benin, Burkina Faso, Tansania, Kamerun, Sudan oder Côte d’Ivoire wird Baumwolle angebaut, allerdings in geringeren Mengen, sodass Afrika nur für gut 7 % der globalen Baumwollproduktion verantwortlich ist. In Europa sind es circa 2 %.

Anbau und Ernte

Die Baumwollpflanze ist eine mehrjährige Pflanze tropischen und subtropischen Ursprungs, die jedoch hauptsächlich als einjährige industrielle Nutzpflanze in Monokulturen und unter diversen klimatischen und bodenchemischen Bedingungen angebaut wird. Baumwolle reagiert sensibel gegenüber Umwelteinflüssen. Der Klimawandel beeinflusst abiotische Stressfaktoren wie Dürre, Salzgehalt des Bodens oder Staunässe und kann damit das Pflanzenwachstum und die Erntequalität beeinträchtigen. Außerdem weist die Baumwolle ein hohes Potenzial für Schädlingsbefall und Krankheiten auf. Der Anbau dieser hochkomplexen Nutzpflanze erfordert daher große Mengen an Pestiziden und Düngemitteln und in weniger niederschlagsreichen Regionen eine zusätzliche künstliche Bewässerung.

Geerntet wird die Baumwolle entweder per Hand, was sehr arbeitsintensiv ist, aber eine höhere Qualität sicherstellt, oder auf großen Anbauflächen mit Baumwollerntemaschinen. Um die maschinelle Ernte zu erleichtern, werden zum Teil chemische Entlaubungsmittel verwendet.

Auch in der Weiterverarbeitung der Baumwolle müssen in der Regel viel Wasser, Energie und Chemikalien eingesetzt werden, was die Ökobilanz der Produkte verschlechtert. Im konventionellen Anbau setzt man häufig auf biotechnologische Entwicklungen wie transgene Baumwolle, die das Endotoxin des Bakteriums Bacillus thuringiensis produziert. Die Baumwollpflanzen sind dadurch insbesondere in der frühen Wachstumsphase resistent gegen Insektenbefall, was den Bedarf an Insektiziden verringern und den Ertrag steigern kann. Allerdings währen diese positiven Effekte oft nur kurz und die „Bt-Baumwolle“ bringt stattdessen zusätzliche Probleme mit sich.

Beim biologischen Anbau hingegen sind genetisch veränderte Pflanzen sowie chemisch-synthetische Pestizide verboten, weshalb Bio-Baumwolle zumindest beim Anbau eine deutlich geringere ökologische Belastung aufweist.

Händische Baumwollernte in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas (Bildquelle: New Lines Institute)
Bildquelle: Pixabay - 43315

Produkte

Die Baumwollfaser ist die meistgenutzte natürliche Faser der Welt, wobei der Großteil in der Textilindustrie verwendet wird. Die primären Produkte, die aus der Baumwollpflanze gewonnen werden können, sind die Samen, das Öl, Stöcke und die Fasern. Jedoch liegt das Geld erst in der Weiterverarbeitung, in den sogenannten Sekundärprodukten. Beispiele dafür wären Baumwollsamenöl, Viehnahrung, medizinische Produkte wie Verbände und Rohmaterialien für die Textilindustrie.

Abgesehen von Heimtextilien, wie Bettwäsche und Vorhänge, und industriellen Textilien, werden 70% der Baumwollfasern zu Bekleidung weiterverarbeitet. Die Endergebnisse können die verschiedensten Formen annehmen: von T-Shirt über Jeans bis hin zu Shapewear. Dabei sind Baumwollstoffe bei Männer- und Jungenbekleidung weiter verbreitet als bei Damenbekleidung.

Gründe für die Beliebtheit von Baumwollstoffen gibt es viele. Zunächst sind sie, verglichen mit anderen natürlichen Stoffen wie Seide, sehr kostengünstig. Zudem ist Baumwolle bequem, atmungsaktiv und saugt Feuchtigkeit auf. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass Baumwolle hypoallergen und nicht toxisch ist, weshalb sie besonders gern bei Unterwäsche verwendet wird, um Infektionen vorzubeugen.

Siegel

Es gibt einige Siegel, die dem nachhaltigen Konsumenten etwas Orientierung beim Kauf von Baumwollprodukten bieten. Die, nach eigenen Angaben, höchsten Ansprüche an sowohl ökologische als auch soziale Aspekte hat das IVN-Zertifiziert best – Naturtextil Siegel. Dabei wird die gesamte Produktionskette von unabhängigen, speziell akkreditierten Prüfinstituten unter die Lupe genommen. Dafür sind die Global Organic Textile Standards (GOTS) maßgebend, die einen international etablierten Standard für Umwelt- und Sozialverträglichkeit bieten. Ein weiteres Siegel ist Fairtrade Cotton. Sie achten auf eine umweltschonende Produktionsweise, machen Vorgaben für die Weiterverarbeitung, sorgen für verbesserte Arbeitsbedingungen, eine demokratische Organisation, stabile Mindestpreise und eine zusätzliche Fairtrade-Prämie und ein Verbot von Kinderarbeit.

Falls diese Siegel einem beim Einkaufen nicht sofort ins Auge springen, kann die Fair Wear Foundation Aushilfe schaffen. Dort arbeitet man direkt mit 115 Marken und somit ihren Zulieferern zusammen, was es den Konsument:innen erlaubt, sich direkt an den Markennamen zu orientieren. Dabei müssen alle Lieferanten sich an genau formulierte soziale Standards halten. Die Arbeit der Fair Wear Foundation geht dabei über das bloße Überprüfen der Standards hinaus. Allerdings ist wichtig zu beachten, dass Umwelteinflüsse dort nicht explizit betrachtet werden.

Weitere erwähnenswerte Siegel wären Cotton Made in Africa, Better Cotton Initative, OEKO-TEX made in green, der Grüne Knopf etc.

Bildquelle: Wikipedia
Bildquelle: Pixabay - 5842177

Nachhaltigkeit

Obwohl Baumwolle eine natürliche Faser ist, ist sie keineswegs gut für die Umwelt. Es gibt einen sehr hohen Einsatz von Dünger, Pestiziden, Gentechnik und einen extrem hohen Wasserverbrauch. Weltweit ist der Baumwollanbau für 3% des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs und 5,2% der Pestizidverkäufe verantwortlich. Schuld am überhöhten Wasserverbrauch sind u.a. der monokulturelle Anbau, eine ungünstige Standortwahl und schlechte Bewässerungssysteme. Beim Kauf von Bio-Baumwolle ist dem Konsumenten sicher, dass auf Gentechnik, die sowohl für die Artenvielfalt als auch für die Bauern Probleme darstellt, verzichtet wird.

Auf die Produktion der Rohmaterialien kommen erschwerend die industrielle Verarbeitung, die Verwendung durch die Konsumenten und die Entsorgung hinzu. Mögliche Wege, um den schlechten Einfluss von Baumwolle zu verringern, wären z.B. die Wassereffizienz zu verbessern, innovatives Recycling und, so simpel es auch klingen mag, seine Baumwollprodukte seltener zu waschen.