Avocado
Superfood mit großem Wasserfußabdruck
Allgemeines
Die Avocado (lat. Persea americana; sp. aguacate) gehört zur Familie der Lorbeergewächse und ist aus botanischer Sicht eine einsamige Beere. Sowohl in der Kosmetikindustrie als auch in der Ernährung ist der Hype, insbesondere bei der jüngeren Generation, nicht zu übersehen. Der Grund für die Attraktivität von Avocados ist, dass sie reich an Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren sind. Der einzigartige Geschmack und die vielseitige Verwendbarkeit machen die Avocado zu einem Unikat.
Jedoch steht der Konsum der Avocado, die oftmals von Amerika nach Europa transportiert wird und einen hohen Wasserverbrauch hat, auch stark in der Kritik.
Heutzutage dominiert die Hass-Avocado den Markt. Diese wurde in den 1920er Jahren von Rudolph Hass gezüchtet. Er dachte, die Züchtung sei misslungen, da diese, im Gegensatz zur grünen Schale der damals weit verbreiteten Sorte Fuerte, eine dunklere Schale hat. Sein Sohn konnte ihn schließlich überzeugen, die Früchte zu probieren und diese konnten ihn durch ihre cremige Textur und ihren nussigen Geschmack überzeugen, sodass er die Hass-Avocado 1935 patentieren ließ.
Anbaugebiete
Avocados werden heutzutage in vielen Gebieten weltweit angebaut. In der Karte sind alle Länder gekennzeichnet, die gemäß der Food and Agriculture Organization (FAO) im Jahr 2021 mehr als 80.000 Tonnen Avocados produziert haben. Über 70 % der weltweit angebauten Avocados kommen aus Amerika und 40 % aus Mexiko, wo die Avocado ihren Ursprung hat.
Weitere wichtige Anbauländer sind Kolumbien, Peru, die Dominikanische Republik und Indonesien. Auch im Mittelmeerraum werden Avocados angebaut, wobei Spanien das einzige europäische Land ist, das Avocados auch exportiert.
Die Avocados in europäischen Supermärkten stammen im Sommer oftmals aus Peru, Südafrika und Kenia und im Winter aus Mexiko, Chile, Israel und Spanien.
Im Jahr 1961 lag die weltweite Produktion von Avocados noch bei 716.000 Tonnen Avocados und ist bis auf 8.600.000 Tonnen im Jahr 2021 gestiegen. Die Produktion ist seit 1997 mit den ersten Importen durch das NAFTA Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko verstärkt angewachsen. Zwischen 1997 und 2021 hat sich die Avocadoproduktion in Mexiko verdreifacht. Dies ist deswegen bedeutsam, da die USA das Ziel von mehr als 75 % der mexikanischen Exporte sind. Seit April 2020 gibt es ein Handelsabkommen zwischen der EU und Mexiko, das einen zollfreien Import ermöglicht, mit der Folge eines vergrößerten Angebots mexikanischer Avocados auf dem europäischen Markt.
Anbau und Ernte
Die Avocadopflanze ist sehr empfindlich gegenüber Kälte und Luftfeuchtigkeit, weshalb sie nur in Regionen ohne Frost und ohne trockene und heiße Winde angebaut werden sollte. Sie wächst optimalerweise bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 18 bis 26 °C und benötigt einen durchschnittlichen Niederschlag von etwa 1.200 bis 1.800 mm. Da die Avocado oftmals in trockenen Gebieten angepflanzt wird und damit nicht von einem optimalen Niederschlag profitieren kann, muss sie künstlich bewässert werden. Die Pflanze profitiert besonders von Flächen, die beispielsweise mit Gras, Bäumen oder Sträuchern bewachsen sind. Für die Exportwirtschaft werden Avocados jedoch hauptsächlich in Monokulturen angebaut.
Avocadobäume werden bis zu 30 m hoch, jedoch erreichen die Pflanzen auf Plantagen normalerweise nur eine Größe von bis zu acht Metern. Sie können nach sieben Jahren bis zu 138 kg Früchte tragen. Jeder Baum kann bis zu einer Million Blüten bilden, aber nur 0,1 % davon entwickeln sich zu Früchten.
Produkte
Das wohl bekannteste Produkt, das man aus der Avocado gewinnen kann, ist die Guacamole, eine mexikanische Avocadocreme.
Die Avocado kann aber nicht nur als Nahrungsmittel vielseitig eingesetzt werden. Auf dem Markt gibt es zahlreiche Öle und diverse Kosmetik, die Avocadobestandteile haben. Laut diversen Beautyforen soll sich Avocadoöl pflegend auf trockene Haut und Haare auswirken. Um diese Kraft zu nutzen, wurden weitere Kosmetikprodukte entwickelt, wie Gesichtsmasken oder Lippenpflegeprodukte.
Konsum
Der Grund für die stark angestiegene Produktion ist die wachsende Beliebtheit und der damit verbundene intensive Konsum in Europa, Nordamerika und Teilen von Asien. In den USA ist die Avocado vom Superbowl, einem US-amerikanischen Sportevent, nicht mehr wegzudenken. Am Veranstaltungstag werden bis zu 100.000 Tonnen Avocados konsumiert. Avocados sind durch Werbung, in der der Nutzen für die Gesundheit dargestellt wird, Bestandteil einiger Lifestyletrends geworden. Durchschnittlich werden in den USA und Europa jährlich pro Kopf zwischen einem und 3,5 kg Avocados verbraucht. Für die nächsten Jahre wird ein weiteres kontinuierliches Wachstum für den Markt erwartet.
Herausforderungen
Eine Herausforderung birgt der Klimawandel, welcher höhere Maximaltemperaturen mit sich bringt. Die Früchte werden durch diese schneller reif, weshalb sie früher geerntet werden müssen. Aufgrund der steigenden Temperaturen steigt der ohnehin schon hohe Wasserverbrauch weiter an und macht einen Ausbau und die Verbesserung der Bewässerungssysteme elementar.
In einigen Regionen steigen die Temperaturen so stark an, dass das Pflanzenwachstum und die Früchte durch die Hitze geschädigt werden. Dort muss die Kultivierung der Avocados eingestellt werden. Eine Lösung hierfür ist die Verlagerung der Anbaugebiete in Regionen, in denen es bislang zu kühl für den Anbau war und in denen ausreichend Wasserspeicherkapazität vorhanden ist.
Weitere Herausforderungen entstehen durch sozioökonomische Konsequenzen, die durch den Avocadoanbau entstehen. Einerseits schafft das Wachstum des Markts und der Anstieg des Weltmarktpreises neue Arbeitsstellen und die Möglichkeit des Profits. Andererseits führt dies zu vermehrter Gewalt und Schutzgelderpressung durch Drogenkartelle. Zudem werden die existenzsichernden Anbaugebiete der lokalen Gemeinden in weniger fruchtbare Gebiete verlegt, um Platz für die auf den Export ausgerichteten Avocadoplantagen zu schaffen. Dadurch wird die Nahrungssicherheit der Bevölkerung gefährdet.
Siegel
Siegel sollen den Konsument:innen Orientierung bieten, die Wert auf eine nachhaltige Produktion legen. Auch bei einem bewussten Konsum von Avocados kann man sich an Siegeln und Zertifizierungen orientieren. Nach eigenen Erfahrungen sind Avocados im Handel erhältlich, die mit einem Fairtrade– oder Biosiegel ausgestattet sind und damit gewisse soziale und ökologische Mindeststandards erfüllen. Jedoch sind die meisten Avocados, die in deutschen Supermärkten zu finden sind, nicht zertifiziert.
Nachhaltigkeit
Der Konsum von Avocados sollte mit einem gewissen Bewusstsein einhergehen. Hierbei sind die Aspekte der sozialen und ökologischen Konsequenzen der Hochskalierung der Produktion zentral. Der hohe Wasserverbrauch, die Kriminalität und der meist lange Transportweg sind Gründe, weshalb der Konsum eher kritisch betrachtet werden sollte. Jedoch machen Avocados beispielsweise in dem mexikanischen Bundesstaat Michoacán einen Großteil der Wirtschaftsleistung aus und sind für die Landwirt:innen dort von enormer Bedeutung. Somit ist die Entscheidung wie bei vielem nicht pauschal zu treffen, sondern sollte individuell abgewogen werden. Siegel können bei diesem Entscheidungsprozess eine sinnvolle Unterstützung sein.