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Tabak

Kann Tabak nachhaltig sein?

AllgemeinesAnbaugebieteAnbau und ErnteKonsumSiegelHerausforderungenNachhaltigkeit

Allgemeines

Das Rauchen des Tabaks wird von den Menschen schon seit Jahrtausenden praktiziert. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde nach den ‚Erkundungsreisen‘ von Kolumbus nach Europa eingeführt. Die Pflanze gehört zu der Gattung der Nicotiana, welche zur Familie der Nachtschattengewächse zählt. Der Name der Gattung und das in den Pflanzen vorkommende Nikotin wurde nach einem französischen Diplomaten mit den Namen Jean Nicot benannt. Die Tabakpflanze produziert in ihren Wurzeln unter anderm Nikotin, welches in den Blättern eingelagert wird, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Genau auf diese Blätter mit dem Abwehrstoff der Pflanze hat es der Mensch abgesehen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die Anzahl der Tabakkonsumenten bei über einer Milliarde Menschen. Durch die Folgen des Tabakkonsums sterben jedes Jahr weltweit ca. 8 Millionen Menschen. Auf der Welt gibt es über 130 Staaten, deren Einwohnerzahl bei unter 8 Millionen Menschen liegt. Durch die hohe Anzahl an weltweiten Konsumenten stellt sich die Frage, ob es einen nachhaltigen Konsum von Tabak gibt bzw. geben soll und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Anbaugebiete

Die Tabakpflanze stammt ursprünglich aus Südmerika, wo sie auch heute noch angebaut wird. Zu den Hauptanbaugebieten zählen China, Indien, Brasilien, USA, Simbabwe, Malawi, Indonesien und Argentinien.

Der Tabakanbau ist auf die tropischen bzw. subtropischen Bedingungen angewiesen. Der Großteil der Produktion findet zwischen dem 40. Breitengrad der Nordhalbkugel und dem 40. Breitengrad der Südhalbkugel statt. 

Anbau und Ernte

Damit die Tabakpflanze ertragreich geerntet werden kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Sie benötigt viel Wasser und sehr viele Nährstoffe im Vergleich zu andern Nutzpflanzen. Durch den hohen Nährstoffverbrauch werden die Böden ausgelaugt und es muss eine extreme Düngung erfolgen. Ein weiterer sehr gravierender Einschnitt in die Umwelt ist die jährliche Rodung von ca. 200.000 Hektar Wald, um neue Anbauflächen zu schaffen.

Die Tabakkonzerne stehen oft in direkter Verbindung zu den Tabakbauern. Über bestimmte Vertragsmodelle werden den Bauern Vorschüsse bereitgestellt, welche sie für den Kauf von Samen und Düngemitteln verwenden. Viele Bauern machen sich durch diese Art von Vertragsmodell abhängig von den Großkonzernen. Oftmals reicht das zur Verfügung gestellte Geld jedoch nicht aus, um in die benötigten Arbeitsschutzmaßnahmen zu investieren. Bereits durch einfache Berührung der Tabakpflanze kann Nikotin über die Haut aufgenommen werden. Es muss also nicht zwingend der Rauch der getrockneten Blätter inhaliert werden, um eine Nikotinabhängigkeit zu entwickeln. Eine weitere Gefahr, der die Arbeiter auf den Plantagen ausgesetzt sind, ist das Einatmen gefährlicher Tabakschimmelsporen. Darüber hinaus arbeiten viele Kleinbauern im Familienbetrieb, weshalb das Thema Kinderarbeit eine hohe Relevanz besitzt. Die kostenlose Arbeitskraft der Kinder ersetzt die der kostenpflichtigen Arbeitnehmer.

Konsum

Der Konsum von Tabak erfolgt meist durch das Rauchen der Tabakblätter, die vor dem „Genuss“ fermentiert werden. Die häufigsten Darreichungsformen des Endprodukts sind Zigaretten, Drehtabak, Zigarren und Zigarillos. Laut dem Hersteller von Tabakprodukten, Philip Morris werden 72% Zigaretten sowie 7% Zigarren und Zigarillos abgesetzt. Die restlichen 21% umfassen die anderen Erzeugnisse wie Wasserpfeifentabak, Kautabak, Schnupftabak und Tabak für den oralen Gebrauch (z.B. Snus).

Viele der weltweit etwa 1 Milliarde Raucher haben eine Nikotinabhängigkeit entwickelt, welche aus dem Konsum von Tabakwaren entstehen kann. Die Folgen des Konsums können tödlich sein, weshalb jährlich 8 Millionen Menschen den Folgen des Tabakkonsums erliegen. Eine weitere traurige Zahl ist, dass jedes Jahr ca. 800.000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens sterben. Das bedeutet, dass selbst Menschen, die sich nicht bewusst für den Konsum entschieden haben, ebenfalls negative Konsequenzen davontragen können.

Siegel

Für sehr viele Produkte gibt es bereits Siegel, welche die Nachhaltigkeit des Produktes garantieren (sollen). Doch gibt es ein solches Siegel auch für Tabak? Und wenn nicht, welche Gründe sprechen für oder gegen ein Siegel? Aufgrund eines Gerichtsurteils aus dem Jahr 2010 dürfen Tabakerzeuger nicht mit den Worten des Wortstamms „Bio-“ oder „Öko-“ werben. Eine Fairtrade-Organisation lässt verlauten,  dass sie Menschenrechten und Nachhaltigkeitsprinzipien verpflichtet sind und dies nicht mit der Produktion von Tabak vereinbar ist. Als Gründe nennen sie unter anderem das hohe Suchtpotenzial, Kinderarbeit und Rodung der Wälder. Grundsätzlich ist der Aspekt der Gesundheit nicht alleinstehend für den Erwerb eines Fairtrade-Siegel ausschlaggebend, was sich am Beispiel von Schokolade und alkoholischen Getränken zeigt. Von Fairtrade-Deuschland gibt es eine Website, die fair gehandelte alkoholische Erzeugnisse abbildet und auf den jeweiligen Lieferanten verweist. Mitunter findet man dort auch Rum, welcher in einer 5 Liter-Flasche verkauft wird. Laut WHO sterben pro Jahr 3 Millionen Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. Der Vergleich mit den alkoholischen Getränken zeigt, dass alleine der gesundheitliche Aspekt nicht ausschlaggebend dafür ist, dass es kein Nachhaltigkeitssiegel für Tabakprodukte gibt. 

Herausforderungen

Eine Möglichkeit, welche den Menschen und der Umwelt zugutekommen würde, ist die weltweite Reduzierung des Tabakkonsums. Durch einen niedrigeren Konsum würden weniger Menschen eine Nikotinabhängigkeit entwickeln und die Nachfrage nach diesem Gut würde sinken. Weniger Menschen würden durch die aktiven und vor allem auch passiven Folgen des Rauchens sterben. Durch den Rückgang der Produktion könnten in den Ländern, in denen Tabak hauptsächlich produziert wird, Lebensmittel angebaut werden. Dieser Wechsel der Produktion wäre in Anlehnung an den Welthunger-Index des Jahres 2023 vor allem für die betroffenen afrikanischen Staaten sowie für Indien und Pakistan von Bedeutung.

Nachhaltigkeit

Eine Imagekampagne der Tabakindustrie ist das „Sustainable Tobacco Programme“. Bei diesem Programm steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Dies erfolgt durch eine jährliche Selbsteinschätzung, durch Einschätzungen von Vertretern der Tabakkonzerne und von unabhängigen Kontrollen vor Ort. Die unabhängigen Kontrollen finden jedoch nur alle drei Jahre statt. Durch gesetzliche Bestimmungen für den Anbau könnte man die Art und Menge von Düngemitteln und Pestiziden steuern. Somit ließen sich die Natürlichkeit des Endproduktes sowie die Auswirkungen auf die Umwelt beeinflussen. Um den Anbau des Tabaks und die damit zusammenhängende Lieferkette nachhaltiger zu gestalten, könnte auch hier ein Siegel bzw. eine Struktur für fairen Handel eingeführt werden. 

Blüte der Tabakpflanze